Ausgezeichnet: Michael Wabbel ist Träger des Kulturpreises 2020, Ingo zum Felde, Axel Wachtlin und Helmut Fleischhauer sind die Ehrennadelträger des Jahres 2020

Buchholz (hh). „Ich denke wir alle, Geehrte, Musiker und Publikum, haben diesen Abend in der Empore sehr genossen.“ Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse drückte aus, was wohl jeder der rund 120 Gäste empfand. In den zwei vorangegangenen Stunden hatten sie eine Premiere der besonderen Art erlebt: Zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt sind der Buchholzer Kulturpreis und die Buchholzer Ehrennadeln in einer gemeinsam Veranstaltung verliehen worden. Zum ersten Mal gab es nach 16 Monaten coronabedingter Abstinenz wieder eine städtische Feierstunde in der Empore – als Präsenzveranstaltung. Und dank Ulrike Barz-Murauer (Gesang), Florian Albrecht (Flügel) sowie Olaf Zimmermann (Gitarre) mit hochklassiker musikalischer Begleitung.

Eine Gedenkminute für die Opfer der Flutkatastrophe setzte den Ton des Abends – nachdenklich, würdevoll, respektvoll. Das lässt sich auch über Michael Wabbel sagen, Träger des Kulturpreises 2020. „Michael ist ein Brückenbauer“, sagte Laudatorin Ulrike Barz-Murauer. „Er schafft es, die Menschen durch Kultur zusammenzubringen.“ Diese Leidenschaft für Kultur muss ihm schon in die Wiege gelegt worden sein. In jungen Jahren macht der gebürtige Buchholzer Musik im Keller seiner elterlichen Wohnung in Harburg. Und auch wenn er beruflich andere Wege geht, statt Schauspieler und Operettensänger zu werden, Speditionskaufmann lernt und Theologie studiert – Kunst und Kultur sind sein Lebenselixier.

1988 kommt Wabbel als Pastor wieder in seine Geburtsstadt Buchholz. Und kümmert sich nicht nur um das Seelenheil seiner Gemeinde, sondern düngt auch gleich die Buchholzer Kulturlandschaft. Startet Musicalpropjekte, organisiert Studienreisen, stellt das erste Benefizkonzert für die Kinderstiftung der St. Paulus Gemeinde auf die Beine, initiiert die Stadtfest Konzerte in der St. Paulus Kirche, die er bis zu seinem Ruhestand vor drei Jahren organisiert, erfindet den Zwischenhalt Gottesdienst, ruft Ausstellungen, kleinere und größere kulturelle Projekte ins Leben. Bis heute ist er aktiv – als Schauspieler, Sänger, Musiker, Motivator. „Religion, Kultur und Geschichte begeistern Michael Wabbel, mit großer Hingabe fördert er den künstlerischen Nachwuchs – ich habe es am eigenen Leib gespürt“, sagt die Sängerin und Schauspielerin Barz-Murauer. „Seit 30 Jahren bereichert er das Buchholzer Kulturleben. Er hat diesen Preis redlich verdient.“

„Ich bin überwältigt, glücklich und dankbar“, freute sich Wabbel, im Nebenberuf auch noch leidenschaftlicher und leidensfähiger HSV-Fan, über seine Auszeichnung. Sein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro stiftet der Menschen-, Kunst- und Kulturfreund dem Hilfsprojekt „Musiker ohne Grenzen“ und dem neuen Verein Musical Stage Buchholz. Dort proben das Ensemble und er gerade für ein neues Musical: „Ein Käfig voller Narren“. Frei nach seinem Lebensmotto: „Das Leben und die Liebe sind bunt und nicht einfarbig.“ Überwältigend ist eben auch Michael Wabbel. Manchmal mit seinen Worten und immer in seinem Engagement für die Menschen – und für diese Stadt.

„Wenn in die Empore eingeladen wird, ist das immer ein Ereignis“, lobte der Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke, „und eine Auszeichnung für die zu Ehrenden.“ „Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellschaft“, sagte Röhse mit Blick auf die Flutkatastrophe. Wie sehr unsere Gesellschaft auf das Ehrenamt baut, zeigt sich auch in Buchholz: „Seit Monaten betreiben die Johanniter das Corona-Testzentrum in den Buchholzer Höfen und das Impfzentrum in der Stadt.“

So gesehen ist es keine Überraschung, dass mit Ingo zum Felde ein Johanniter für sein jahrelanges Engagement bei der Johanniter-Unfall-Hilfe ausgezeichnet wurde. Seit 33 Jahren engagiert er sich als Rettungssanitäter, Lehrrettungsassistent und Fachausbilder und Fachberater. „Er bildet ehrenamtlich Helfer aus, ist verantwortlich für unsere Liegenschaft, Material und Fahrzeuge“, lobte Laudator Volker von Rumohr. Seine Einsatzstunden addierten sich auf 600 bis 800 im Jahr – „und da ist die Verwaltungsarbeit noch nicht einmal mitgezählt“. Seit 2007 leitet zum Felde den Ortsverband Buchholz, hat mit seiner Frau eine Gruppe für psychosoziale Notfallversorgung ins Leben gerufen, die Angehörige direkt nach der Überbringung von schlimmen Nachrichten betreut. „Es ist gut, dass es Dich und Deine Truppe gibt“, betonte von Rumohr, „mit Dir zeichnet die Stadt einen großen und qualifizierten Helfer aus.“

Großes Engagement zeigt auch Axel Wachtlin. Seit Jahrzehnten ist er in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Paulus aktiv. Er singt in der Kantorei, hat mehrere Wahlperioden lang im Kirchenvorstand Verantwortung getragen, ist Mitglied im Vorstand der Kinder-Stiftung und des Freundeskreises Musik in der Kirche, hat im Alleingang die Orgel-Stiftung St. Paulus errichtet, übernimmt nebenbei noch Schauspieler- und Sänger-Rollen in Musicals, hat Heiligabend-Einladung für Alleinstehende organisiert. „Axel ist wie ein Kondensationskern“, sagte Laudator Andreas Kern, „um ihn herum sammeln sich Menschen: um etwas auszuprobieren, um etwas zu werden.“ Es sei einzigartig, wie er – auch schwierige – Menschen zusammenbringe. Trotz Schicksalsschlägen sei er fröhlich und mutig geblieben. Kern: „Axel Wachtlin ist ein Vorbild mit seinem unerschütterlichen Lebensmut.“

Geehrt wurde auch auch Helmut Fleischhauer. Von 1988 bis 2011 hat der heute 94-Jährige ehrenamtlich die Geschäfte der „Antifaschistischen Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh“ geführt. Ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen betreut, Bildungsveranstaltungen und Ausflüge organisiert. Bis heute ist Fleischhauer in Heideruh in der Gästebetreuung aktiv, macht Frühstück – und buddelt auch schon mal eine störende Baumwurzel aus. „Helmut Fleischhauer hat die Verantwortung für 50 000 Übernachtungen und 20 000 Gäste, die Buchholz besucht haben“, bilanzierte die amtierende Geschäftsführerin Beatrice Trampenau in ihrer Laudatio. „Es war eine Meisterleistung, Heideruh in sich stark wandelnden Zeiten zu gestalten und zu verantworten. Danke für Deinen Kampf, Deine Arbeit, Deine Zeit und Deinen Mut.“

Für Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse zeigte die Veranstaltung, wie wichtig es ist sich bei Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, in angemessenem Rahmen für deren Engagement zu danken. Er hofft und wünscht, dass „wir auch künftig auf dieses großartige Engagement zählen können. Solche Menschen brauchen wir!“

Pressemitteilung der Stadt Buchholz i. d. Nordheide, H. Helms